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Chronik

nach alten Unterlagen des Kleingärtnerverein Flora e.V.

Als in den Jahren nach 1924 die Stadt Hannover sich auszudehnen begann, musste ein großer Teil der Kleingärtner, die im Gebiet der jetzigen Gottfried-Keller-Str. sich eine Erholungsstätte geschaffen hatten, ihre Gärten aufgeben. Sie verloren nicht den Mut, sondern zogen über den Mittellandkanal in das Gebiet an der Bahnstrift. Hier fanden sie Weideland und Schuttplätze vor, aus denen sie eine neue Gartenkolonie schufen, der sie im Jahre 1927 den Namen " Flora" gaben. Mit dieser Wahl des Namen "Flora" wollten diese Gartenfreunde ihre Liebe und Freude zu und an den Blumen zeigen. 

Als sie in mühevoller Kleinarbeit den Ortstein, der fast das gesamte Gelände durchzog, entfernt hatten und an die erste Ernte denken konnten, mussten sie enttäuscht erkennen, dass der Wandel in der Politik auch das Kleingartenwesen nicht ungeschoren ließ. Das sogenannte tausendjährige Reich nahm den Kleingartenvereinen Ihre Eigenständigkeit. 

Das erste nach dem Krieg vorliegende Protokoll ist das einer Besprechung auf dem Kinderspielplatz der Kolonie "Flora" vom 7. Oktober 1945 unter der Leitung des Ehrenvorsitzenden des Gesamtvereins Heinrich Evert der bei dieser Gelegenheit einen Rückblick über die letzen verhängnisvollen 12 Jahre gab. Der Krieg hatte auch in unserer Kolonie seine Spuren hinterlassen, so dass ein Wiederaufbau nötig war. Bombentrichter waren zu beseitigen, zerstörte Lauben mussten teilweise ganz erneuert werden. Trotz Beschaffungsschwierigkeiten und Geldmangel wurde hier Großes geleistet. So ging im Jahre 1947 ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung; das erste Koloniehaus, als Düngeschuppen geplant, wurde von Facharbeitern und Gartenfreunden ohne fremde Mittel fertiggestellt.

Im Jahre 1953 feierte die Kolonie, wenn auch ein Jahr zu spät, ihr 25 jähriges Jubiläum. Ein Jahr später übernahm der Gartenfreund Walter Borns die Leitung der Kolonie. Der Ausbau und die Verschönerung unserer Anlage wurden weiter vorangetrieben. 1955 erhielt die Kolonie einen Anschluss an das städtische Wassernetz. Neben der Gartenarbeit legten die Gartenfreunde großen Wert auf Frohsinn und Geselligkeit.

Die hierdurch auftretende Raumnot wurde durch den Ausbau des Koloniehauses behoben. 1959 konnte das neue Heim seiner Bestimmung übergeben werden.

Feste konnten nun in den eigenen Räumen gefeiert werden. Neben den traditionellen Feierlichkeiten fand bereits damals. die noch heute bestehende Kaffeetafel statt. Eine ähnliche Tradition hat auch die Männerrunde die sich noch heute "Alte Knacker" nennt.

An den Tagen vom 09. - 12.Juni 1967 feierte die Kolonie ihr 40 jähriges Stiftungsfest auf dem Festplatz. Von 1969 bis 1971 wurde viel über eine Sanierung gesprochen. Auf der Halbjahresversammlung am 17.Juni 1971 wurde durch den Ratsherrn Herbert Schmalstieg und dem 1. Vorsitzenden des Bezirksverbandes Heinz Lagershausen die Sanierung festgelegt. Es sollte eine Gartengröße von 300 - 400qm angestrebt werden. Im Herbst 1972 war es dann soweit. Unsere Kolonie glich einer Großbaustelle. Alte Wege verschwanden und wurden mit einem großen Parkplatz neu angelegt. Gleichzeitig erfolgte die Aufnahme der Gartenfreunde aus den Kolonien Renneberg und Dühlmeyer's Ruh die ihre alten Gärten aufgeben mussten. Flora bekam ein neues Gesicht.

Am Jahresende 1973 wurde mit der Elektrifizierung begonnen. Es dauerte nicht lange und alle Gärten waren mit Strom versorgt. 1974 wurden der Kolonie Urkunden über einen Dauerpachtvertrag durch den Oberbürgermeister der Stadt Herbert Schmalstieg übergeben. Man konnte jetzt auf lange Sicht planen. 

In der Jahreshauptversammlung am 6.12.1975 wurde der Antrag auf Erweiterung des Koloniehauses mit großer Mehrheit angenommen. Vom Verein Spannhagen erfolgte die Zusage, die Erweiterung des Koloniehauses finanziell zu unterstützen. Und dann ging es los. Viele fleißige Hände waren unermüdlich am Werk.

Im Frühjahr 1976 wurde begonnen und im Mai 1977 war die Arbeit getan. Ein schmuckes Haus war entstanden. So konnte dann vom 12. - 15. August 1977 in und um das neue Koloniehaus das 50 jährige Stiftungsfest gefeiert werden. 

Ein abwechslungsreiches Festprogramm trug zu einem gelungenen Jubiläum bei. Am 20 Dezember 1980 fand die Versammlung zur Gründung eines eigenständigen Vereins "Flora" statt. Großen Anteil, dass es zu dieser Gründung kam, hatte der Gartenfreund Gerhard Kerwin.

115 anwesende Mitglieder der Kolonie Flora beschlossen mit großer Mehrheit die Gründung des "Kleingärtnerverein Flora e.V.". Als 1. Vorsitzender wurde der Gartenfreund Friedrich Wilhelm Ohm der die Kolonie bereits seit 1977 leitete gewählt. Am 27.Mai 1981 wurde die Satzung unseres Vereins genehmigt. Flora war nun ein eigenständiger Verein im Bezirksverband der Kleingärtner. Vom 26. - 28. Juni 1981 wurde das 1. Gartenfest als Kleingärtnerverein Flora e. V. durchgeführt. Die erste Jahreshauptversammlung des Kleingärtnerverein Flora e.V. fand am 20. März 1982 statt. 1983 wurde das Vereinshaus an das Abwassernetz der Stadt Hannover angeschlossen. Im Jahre 1984 wurde der Vorsitzende des Bezirksverbandes Hannover Gartenfreund Karl-Heinz Rädecker Ehrenmitglied.

In den Jahren 1985 und 1986 erfolgten umfangreiche Umbauarbeiten im und am Vereinshaus. Vom 07. bis 09. August 1987 wurde das 60. jährige Bestehen gefeiert. Es fand mit einer regen Beteiligung und der Kindergruppe den sogenannten "Zwergen" statt. Auf der Jahreshauptversammlung am 30. Januar 1986 wurde Werner Kurdts zum 1. Vorsitzenden gewählt. Die Gartenfreunde Friedrich Wilhelm Ohm und Helmut Zempel die sich jahrelang um den Verein verdient gemacht haben wurden 1988 zu Ehrenmitgliedern ernannt.

Am 4 März 1989 wurde im Vereinshaus die Flora Stromgesellschaft gegründet. Friedrich Wilhelm Ohm und Helmut Zempel übernahmen die Leitung.

Im November 1989 wurde der Vorstand vom Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg angesprochen, ob Flora mit einem Gartenverein aus der damals im Umbruch befindlichen DDR eine Partnerschaft eingehen möchte. Der Vorstand stimmte sofort zu.

Im Februar 1990 fuhr eine große Delegation nach Leipzig um dort gemeinsam das 90 jährige Jubiläum der Erholung Süd zu feiern. Die Unterbringung erfolgte in Privatquartieren. Das Gartenfest 1990 wurde vom 29. Juni bis 01. Juli erstmals gemeinsam mit den Gästen aus Leipzig gefeiert. Seit dieser Zeit hat sich eine so gute Partnerschaft entwickelt, dass sich Mitglieder beider Vereine mehrmals zu verschiedenen Anlässen in Leipzig und Hannover treffen. Hierzu gehören auch gemeinsame Sitzungen.

Bei der Jahreshauptversammlung 1992 wurde Alfred Neumann zum 1. Vorsitzenden gewählt.

1992 bis 1993 wurde der Parkplatz am Vereinshaus neu gestaltet.

Am 29.Januar 1994 wurde in der Jahreshauptversammlung Detlef Sasse zum 1.Vorsitzenden gewählt.

Im März 1994 wurde die Terrasse neu gestaltet und das Vereinshaus, das bis dahin von den Mitgliedern bewirtschaftet wurde verpachtet.

Am 10. Juni 1995 wurde mit unseren Gästen aus Leipzig in einer Feierstunde am neu erstellten Fahnenmast die neue Gartenfahne des Vereins eingeweiht. Anlässlich dieser Einweihung hielt Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg die Festrede.

Am 26. August 1995 richtete der Verein ein Wegefest aus. Der Erlös dieser Veranstaltung, die unter der Schirmherrschaft des OB. H. Schmalstieg stand, wurde zu Gunsten von UNICEF gespendet. Im Rahmen einer Festveranstaltung im November 1996 wurden die Gartenfreunde Helmut Zempel für seine 50 jährige Herbert Grube für seine 40 jährige Mitgliedschaft geehrt.

Nicht unerwähnt soll auch hier das sehr gute Verhältnis zu unseren Nachbarvereinen "Neue Hoffnung" unter dem Vorsitzenden Jürgen Köhler und dem Verein "Buchholz" unter dem damaligen Vorsitzenden Karlheinz Raats.

1997 wurde unser 70 jähriges Jubiläum mit unserem Partnerverein aus Leipzig und den Nachbarvereinen "Neue Hoffnung" und "Buchholz" gefeiert.

Im Frühjahr 2000 hat unser Vereinsheim eine neue Heizungsanlage bekommen.

Am 25. Juni 2000, im Rahmen des Gartenfestes, besiegelten der 1. Vorsitzende des Kleingartenvereins "Am Schlagboom" aus Hamburg, Ferdinand Kreutz und der 1. Vorsitzende von " Flora", Detlef Sasse mit der Unterzeichnung der Urkunde eine Partnerschaft. 

Im Jahr 2005 hat Stephan Weil, der Nachfolger von Herbert Schmalstieg als Oberbürgermeister, seine Mitgliedschaft bei Flora begonnen. 

Nach 30 Jahren Mitglied im Verein, wurde Herbert Schmalstieg 2007 zum Ehrenmitglied ernannt. 

2009 wurde der heutige OB der Stadt Hannover, Stefan Schostok ebenfalls Mitglied bei Flora und 2010 ist die Bundestagsabgeordnete Kerstin Tack dem Verein beigetreten. Sie alle beteiligen sich bei vielen Veranstaltungen, die vom Verein allen Mitgliedern und Gästen angeboten werden und fühlen sich in der Gemeinschaft der Kleingärtner sehr wohl. 

Im Jahr 2010 übernahm Birgit Knott als 1. Frau das Amt der 1.Vorsitzenden. Detlef Sasse führte 16 Jahre den Kleingärtnerverein Flora und wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. 

Birgit Knott hat die langjährige Freundschaft zwischen den Partnervereinen aus Leipzig und Hannover weiter geführt. Gegenseitige Besuche fielen jedoch immer häufiger aus, so dass nach einigen Jahren die Verbindung von den Leipzigern leider nicht mehr aufrecht erhalten wurde. 

Der Weg zwischen den Vereinen "Neue Hoffnung" und "Flora", der die Verbindung vom Sahlkamp zum Kanal bildet, wurde von den Kleingärtnern auf beiden Seiten liebevoll "Hoppelweg" genannt. Nun sollte er einen offiziellen Straßennamen erhalten und Stephan Weil befragte die Vorstände beider Vereine, welchen Namen dieser Weg tragen sollte. Sofort war uns klar, dass er "Hoppelweg" heißen sollte. Das bei der Stadt durchzubekommen war nicht einfach, da Straßennamen doch einen ehrwürdigen Namen – möglichst nach einer Person – tragen sollten. Die Kleingärtner wichen jedoch nicht von ihrer Meinung ab und mit Unterstützung unserer prominenten Mitglieder, sowie dem Bezirksrat und Bezirksverband der Kleingärtner, konnte die Verwaltung der Stadt Hannover überzeugt werden und im Jahr 2011 wurde der "Hoppelweg" von Stephan Weil offiziell eingeweiht. 

2012 feierte unser Verein sein 85jähriges Bestehen mit vielen Gartenfreunden und Gästen. Dies nahm der Bezirksbürgermeister von Bothfeld-Vahrenheide Harry Gunenberg zum Anlass, ebenfalls Mitglied bei Flora zu werden. 

Das Jahr war aber auch mit Pech für den Verein verbunden: im Frühjahr wurde ein Wasserrohrbruch festgestellt. Das vermutlich im Winter geplatzte Rohr hat tausende Kubikmeter Wasser ins Erdreich fließen lassen. Durch beharrliche Verhandlungen zwischen Vorstand, Bezirksverband und den Stadtwerken konnte der finanziell entstandene Schaden erheblich verringert werden. An den Kosten für die Neuverlegung eines Wasserrohrs hat sich der Bezirksrat Bothfeld-Vahrenheide mit einer großzügigen Spende beteiligt. 

2013 wurde das Ratsmitglied der Stadt, Florian Spiegelhauer ebenfalls Mitglied im Verein. 

Im Januar 2014 erschütterte ein Vortrag der Stadt Hannover zur allgemeinen Lebensqualität in Hannover die Welt der Kleingärtner. Durch Zufall nahm Birgit Knott an diesem Vortrag teil und erfuhr, dass die Leibnizuniversität eine Studie zum "Kleingartenkonzept" erarbeitet hat. In dieser Studie wurden die Kleingärtenvereine, die am Mittellandkanal liegen, radikal verändert. Es sollten zwar noch einige wenige Kleingärten geben, allerdings sollten auf unseren Anlagen Ein- und Mehrfamilienhäuser entstehen. 

Ein Aufschrei des Entsetzens ging durch die Kleingärtner und gemeinsam mit allen betroffenen Vereinen und dem Bezirksverband der Kleingärtner kämpften wir gegen dieses "Kleingartenkonzept". Mit Unterstützung unserer Mitglieder Harry Grunenberg, Florian Spielgelhauer, Stefan Schostok und Stephan Weil, wurde dieses Konzept (zunächst) fallen gelassen. 

Im Jahr 2015 verstarb nach kurzer schwerer Krankheit unser Ehrenvorsitzender, Detlef Sasse. 

2017 feiert der Kleingärtnerverein Flora e.V. sein 90jähriges Bestehen und kann auf viele gute und schlechte Jahre zurück blicken. Wir durften schon viele Pächter für 50 und 60jährige Mitgliedschaft ehren. Verändert hat sich das Kleingartenwesen in vielerlei Hinsicht. Während früher mehr Wert auf den Anbau von Obst und Gemüse gelegt wurde, wird der Garten heute als Erholungs- und Freizeitgarten gesehen. Im Hinblick auf das "Kleingartenkonzept" dürfen wir aber die kleingärtnerische Nutzung nicht aus den Augen verlieren. 

Auf Grund seiner Ortslage hat der Verein inzwischen kaum freie Gärten und sich zu einem Multi-Kultiverein entwickelt. Ca. 45% der Pächter haben einen Migrationshintergrund. Leider haben viele dieser Pächter eine andere, auch kulturelle, Einstellung zum Vereinsleben und lassen sich bei gemeinschaftlichen Veranstaltungen kaum sehen. 

Zum Schluss kann man sagen, dass sich in 90 Jahren viel getan hat und leider allgemein die Gemeinschaft der Kleingärtner nicht mehr so vorhanden ist. Wir freuen uns aber über den Zulauf vieler junger Familien mit Kindern. Mit unseren Kinderfesten haben wir vollen Erfolg und hoffen, dass die Kinder Spaß am Garten haben. Sie lernen somit ja auch, dass der Apfel am Baum und nicht in der Tüte beim Discounter wächst und dass aus kleinen Samen, große Früchte werden können. In diesem Sinne, sehe ich voller Hoffnung für die Kleingärtner in die Zukunft. 

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